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Christopher Deppe
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Chinesische Shopping-App Temu stürmt die App-Charts

Frau mit Smartphone sitzt auf einem Sofa
  • Die Shopping-App Temu hat in Deutschland ChatGPT von Platz 1 in den App-Charts verdrängt.
  • Temu wirbt mit dem Slogan „Shoppe wie ein Milliardär“ und lockt mit teils unglaublich niedrigen Preisen.
  • Kritiker der App verweisen auf u.a. die schlechte Qualität der Produkte und den Datenhunger der App der chinesischen Konzerngruppe PDD Holdings.

„Die Amazon-App öffnet man, wenn man etwas Bestimmtes braucht. Die Temu-App öffnet man, ohne zu wissen, was man gleich kaufen wird.“– Alexander Graf, deutscher E-Commerce Experte

Ein Online-Marktplatz aus China

Temu (ausgesprochen Ti-Muh) ist ähnlich wie Amazon oder wie das chinesische Pendant Shein ein Online-Marktplatz. Chinesische Händler bieten dort ihre Waren an. Die Angebotspalette reicht von Mode über Haushaltswaren, Elektronik bis hin zu Haustierbedarf. Die App ging im Herbst 2022 in den USA online und war schnell sehr beliebt. In Deutschland ist Temu seit dem späten Frühjahr aktiv und aktuell hat die App auch hier die Spitze der App-Stores erobert.

Kleine Preise, keine Lager, hohes Risiko

Fünf Paar Socken für 87 Cent, Adidas-ähnliche Sneaker für knapp 12 Euro oder eine Ohrstöpsel-Reinigungsbürste für 80 Cent? Die Temu-Preise sind extrem gering. Beim Black Friday unterbot Temu in den USA 2022 die Amazon-Preise im Schnitt um 10 bis 20 Prozent. Sie sind eines der Lockmittel von Temu.

Ein Grund für die niedrigen Preise: Die Ware kommt immer direkt von einem der tausenden Händler, die auf Temu ihre Waren anbieten. So ist Temu eine Art riesiger Fabrik-Direktverkauf. Und hier liegt auch das Risiko. Denn so besteht die Gefahr, dass Ware teils gar nicht ankommt oder im Nachhinein eine nicht vereinbarte Zollgebühr bei Ankunft beim Käufer bezahlt werden muss.

Einkaufen mit Gaming-Erlebnis

Ein weiterer Erfolgsfaktor von Temu ist neben den günstigen Preisen das spielerische Einkaufserlebnis. Das „Spinning Wheel“ ist eines der Game-Gimmicks, das dem Nutzer in der App begegnet: Mit einem Dreh können dort Coupons etc. gewonnen werden. In eine ähnliche Richtung geht ein Spiel mit einem „virtuellen Fisch“. Um ihn zu „füttern“ müssen die User täglich Aufgaben erfüllen und vor allem drei neue Nutzer oder Nutzerinnen in die App einladen. Das soll u.a die unglaublich schnelle Verbreitung der App unterstützt haben. Innerhalb von nur drei Monaten soll Temu allein in den USA über 14 Millionen mal runtergeladen worden sein.

Nutzer-Katalysator Gruppenkäufe

Temu bedeutet übersetzt „Schließt Euch zusammen – Preis runter.“ Dem Namen folgend setzt Temu auf Gruppenverkäufe. Dabei werden für ein Produkt zwei Preise angezeigt – ein teurer und ein deutlich preiswerterer. Um nur den preiswerten Preis zu bezahlen, muss der Kunde eine gewisse Anzahl von Freunden überzeugen, auf Temu auch dieses Produkt zu kaufen. So soll Temu besonders viele junge Käufer und Käuferinnen gewinnen.

Christoph Tripp, Professor für für Distributions- und Handelslogistik an der Technischen Hochschule Nürnberg, beschreibt, wie für ihn Temu funktioniert: "Kommunikation, Neugier, Gier und Belohnung sind die heimlichen Eckpfeiler des Geschäftsmodells und sollen für schnelles Wachstum sorgen."

Gemischte Beurteilungen

Im Schnitt verzeichnet Temu in den Appstores mit 4,7 (Android) bzw. 4,5 (Apple) gute Werte. Auch auf der Bewertungsseite Trust Pilot erreicht Temu mit 3,3 Punkten immer noch einen akzeptablen Wert. Die Kunden betonen besonders das gute und stimmige Preis-Leistungsverhältnis sowie die schnelle Lieferung. Negative Bewertungen bekommt Temu besonders für seine aufdringliche Werbung.

Eine App mit Datenhunger

Pinduoduo heißt die Schwester-App von Temu – beide Apps sind Produkte der chinesischen Konzerngruppe PDD-Holdings. Diese Schwester-App wurde Anfang 2023 erwischt, „wie sie bösartigen Codes verwendete, um die Sicherheitseinstellungen des Mobiltelefons zu umgehen und andere Apps auszuspionieren.“ Die Folge – Pinduoduo wurde kurzfristig aus dem Google Playstore verbannt. Von Temu gibt es keine solchen Nachrichten. Bekannt ist aber, dass sie 24 Berechtigungen einfordert wie z.B. Wi-Fi-Netzwerkinformationen, Fotos und Videos sowie Kontaktinformationen. Und wer shoppen will, muss sich erst einmal anmelden.


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