Secret Invasion

Disney+ 
Eine Staffel, 6 Folgen
Action, Thriller 

Wem vertraut man in einer Welt, in der sich jedes Gesicht als Lüge entpuppen kann? Secret Invasion erzählt von einer unsichtbaren Alien-Invasion im Marvel-Universum - und gleichzeitig von Migration, menschlichen Konflikten und frustrierenden Stargast-Auftritten.

Nick Fury gegen den Rest der Welt 

Eine schwarze Augenklappe, tiefe Narben, ein düsterer Blick - Sein Gesicht gehört seit der ersten Sekunde untrennbar zum Marvel Cinematic Universe: Nick Fury lernten wir bereits 2008 als Iron Mans Stimme der Vernunft kennen. Nur wenig später mauserte er sich gewissermaßen zum genervten Adoptivvater der Avengers. Seitdem kehrt der grummelige Geheimagent zuverlässig zurück, mit sarkastischen Bemerkungen und der Attitüde eines Mannes, der dem Ruhestand entgegen sehnt. Höchste Zeit, dass Agent Fury seine eigene Bühne bekommt. Völlig alleine sieht er sich in Secret Invasion mit einer Regierungsverschwörung kosmischen Ausmaßes konfrontiert. Die Feinde sind diesmal unmöglich von Freunden zu unterscheiden.

Gestaltwandler wie Du und Ich 

Skrull, so nennt sich die Alien-Spezies, die bereits in mehreren Marvel-Filmen einen Auftritt hatte. Das Besondere an den grünen Wesen ist ihre Fähigkeit, das eigene Aussehen haargenau in das eines anderen zu verwandeln. Hinter bekannten Gesichtern könnten sich also immer auch die Aliens verbergen. Damit wird ein Krieg gegen die Skrull auch zum Krieg gegen das eigene Vertrauen. Nick Fury gerät tiefer und tiefer in eine Verschwörung, die viele Opfer fordert. Und diese werden zunehmend persönlicher.

Zu Lachen gibt es ausnahmsweise eher wenig. Marvel konzentriert sich auf einen Politthriller, der an Captain America: The Winter Soldier erinnert und sich weder vor politischen Storylines noch vor drastischer Action scheut. Wer bei Marvel noch immer an die klamaukigen Kinderfilme denkt, der begegnet hier dem erwachsenen Serien-Bruder: roh, direkt und selbstsicher.

Die typischen Marvel-Probleme?

...die bleiben natürlich nicht aus. Während man zu Beginn noch fast vergessen könnte, dass es sich um eine Science Fiction-Serie handelt, so zeigen sich ab der Hälfte wieder vertraute Marvel-Muster: Gen-Manipulation, Super-Soldaten... da muss man sich zwischendurch schonmal ein Seufzen verkneifen. Und auch die Gestaltwandler-Prämisse sorgt für ein wenig Enttäuschung. Stargäste, die im Trailer noch groß angekündigt werden, entpuppen sich nach zehn Minuten Screentime als Aliens und verschwinden für den Rest der Serie. Schade! Denn zwischen dem durch künstliche Intelligenz generierten Intro und den Ansätzen eines spannenden Spionage-Thrillers, zeigt Marvel hier mal wieder, dass das Universum noch immer lohnenswerte Geschichten bereithält. Für Action- und Thriller-Fans lohnt es sich allemal.

Fazit: Eingeschränkte Binge-Empfehlung. Wer der Marvel-Flut müde geworden ist, der darf sich hier zumindest über einen soliden Action-Spy-Thriller freuen.