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Stefan Klinkhammer
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Serie [Humor, Supermarkt, Mockumentary]

Die Discounter

Mehrere Discounter-Mitarbeiter auf einem Parkplatz

Staffel 2 (9 Folgen)

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Humor, Supermarkt, Mockumentary

Die Supermarktfiliale Kolinski-Altona öffnet ein weiteres Mal ihre Türen: wir treffen auf alte Bekannte, erleben neue Eskapaden und scheitern an den selben Problemen wie schon in Staffel 1.

“Wir sind Kolinski-Altona - Wir sind ein Team.” Ein bisschen ironisch, was Filialleiter Thorsten da von sich gibt. Das ist uns bereits in der ersten Staffel klar geworden. Denn die Belegschaft der Supermarkt-Filiale benimmt sich wie eine große Familie - mit allen Höhen und Tiefen. Wir kehren zurück zu den jugendlichen Aushilfen Peter, Flora und Lia, aber auch zu den älteren Kalibern der Belegschaft: all das im gewohnten Mockumentary-Style, ähnlich wie in The Office oder Stromberg, nur eben im Supermarkt.

Frau schaut überrascht
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Ein neuer Fokus?

Scheinbar haben die jungen Drehbuchautoren aus ihrer letzten Staffel ein paar Lektionen gelernt, denn: Die zweite Ausgabe von Die Discounter legt einen größeren Fokus auf den Filialleiter Thorsten und schraubt die Teenie-Dramen etwas zurück. Eine gute Entscheidung! Denn Marc Hosemann, der den fiesen aber doch liebenswürdigen Thorsten spielt, trägt die Story zuverlässig. Auch Sicherheitschef Jonas (Merlin Sandmeyer) bekommt ein wenig mehr Aufmerksamkeit und darf auch mal ein paar schöne Dinge erleben. Die anderen Protagonisten durchleben allerdings keine großen Überraschungen: das Hin und Her zwischen den Aushilfen Lia und Titus erinnert leider eher an einen Abklatsch der beliebten Jim und Pam-Storyline aus dem Klassiker The Office. Große Gefühle kommen da nicht auf - genauso wenig wie bei den anderen zwischenmenschlichen Storylines. Diese wirken meist eher aus der Luft gegriffen oder absichtlich überspitzt, ohne dabei wirklich humoristisch zu sein.

Mitarbeiter eines Discounters am Schreibtisch
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Das Upgrade zu Staffel Eins

Wie auch in seiner ersten Staffel krankt Die Discounter leider daran, nichts Neues zu erfinden. Die üblichen Sitcom-Storylines und generischen Plots wären kein Problem, wenn der Humor sitzen würde...da erschafft die Serie leider nur wenige Momente, die wirklich zünden. Die guten Gags sind dafür dann aber umso überzeugender. Ihre Stärke findet die Handlung in den Momenten, in denen das Supermarkt-Thema ad absurdum geführt wird, denn hier liegt ja die Einzigartigkeit des Konzeptes. Im Sommer-Turnier gegen die anderen Filialen Pappe stampfen, den Sicherheitschef gegen einen Kinderhelikopter austauschen und die ständige Konkurrenz mit anderen Filialen - das sind die unterhaltsamsten Storylines und die überzeugen sogar noch mehr als in der letzten Staffel. Auch das Special, das in Folge 10 einen Blick hinter die Kulissen imitiert, ist humorvoll und selbstironisch angelegt. In diesen Szenen merkt man, wie viel Potential in der Serie und dem Cast steckt - wenn sich das Drehbuch mehr trauen und von altbekannten Pfaden abweichen würde. Anstatt zwischenmenschlicher Übersteigerungen bräuchten wir hier ironischerweise etwas mehr Supermarkt!

Fazit: Eingeschränkte Binge-Empfehlung. Auch Staffel 2 kommt nicht so richtig in Schwung, überzeugt aber immer wieder mit starken Momenten. Eine solide Steigerung zur ersten Staffel. Fans dürfen sich freuen.


Staffel 1 (9 Folgen)

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Humor, Supermarkt, Mockumentary

Modern Family, Stromberg, The Office - Wir lieben Mockumentaries! Kein anderes Genre setzt auf so schrägen, zwischenmenschlichen Humor. Möglichst realistische Dialoge, Improvisation und schrullige Charaktere entführen uns in Welten, die unserer eigenen oft gar nicht so unähnlich sind... mit der deutschen Serie Die Discounter machen wir einen Ausflug in den Arbeitsalltag eines Supermarkts.

Der Marktchef sitzt mit seiner Vorgesetzten im Büro.
Quelle: Amazon

Ein einfaches Rezept

Schon in der Serie Stromberg zeigt sich der Reiz darin, einen ganz normalen Büro-Alltag zu dokumentieren. Manchmal ist das echte Leben einfach spannender, lustiger und absurder als jedes Skript. Die Discounter nimmt sich genau dieses altbewährte Konzept und verjüngt es. Denn ein Großteil des Casts besteht aus den jungen Aushilfen, die untereinander gerne so manches Drama ausfechten. Zum Beispiel Macker Peter (Ludger Bökelmann) oder die Wannabe-Rapperin Flora, gespielt von SXTN-Rapperin Nura. Am Ende kommt eine Serie heraus, die sich ein bisschen anfühlt wie ein MashUp aus Stromberg und Riverdale. Das übliche Hin und Her: Beziehung, das erste Mal, Karriereträume, untermalt und begleitet von älteren Kollegen, dem Supermarkt-Alltag und kleinen Einspielern.

Rapperin Nura performt in der Rolle von Kassiererin Flora
Quelle: Amazon

Wie lustig ist das? 

Bei einem Konzept, das so sehr auf zwischenmenschlichen Humor und Realismus setzt, muss vor allem die Chemie am Set stimmen. Und hier kann man den Schauspielern wirklich nichts vorwerfen: sowohl die jüngeren, als auch die älteren Cast-Mitglieder machen einen fantastischen Job. Die hohe Improvisationsquote wird in dynamischen, lebensechten Dialogen spürbar und in vielen Szenen merkt man auch den Spaß, den die Schauspieler beim Dreh hatten. Auch ein paar bekannte Gesichter besuchen die Story als Promi-Gäste: zum Beispiel Fahri Yardim, der zusammen mit dem Produzenten Christian Ulmen in der Serie Jerks spielt. Die Discounter ist ein tolles Beispiel dafür, was junge deutsche Produktionen können und sollen! 

Ein netter Snack für Zwischendurch

Mal ganz ehrlich: natürlich erfindet Die Discounter das Rad nicht neu. Die meisten Gags und Szenarios hat man zuvor schon irgendwo gesehen, die Storylines sind vorhersehbar und wirklich originelle Charaktere sucht man auch vergebens - vor allem gegen Ende ist man teilweise nicht ganz sicher, wohin die Serie will. Die Protagonisten sind zu flach, um sie wirklich ernst zu nehmen, und dann gibt es im Finale auch zu wenig Gags, die die geradlinige Storyline ausgleichen. Trotz fehlender Überraschungen und einem wackeligen Ende - die neun Folgen à 20 Minuten lassen sich fantastisch hintereinander wegschauen und unterhalten mit ihrem zuverlässigen Schema.

Fazit: Eingeschränkte Binge-Empfehlung. Starke Schauspieler treffen auf mittelmäßige Gags. Was dabei rauskommt, ist definitiv ein unterhaltsamer Nachmittag. Das angekündigte “Comedy-Highlight des Jahres” sucht man aber vergebens.


Unsere Serien- und Film-Expertin

Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & Studentin (Geschichte, Englisch)

Hannah Schürkamp sitzt auf einem Sofa und schaut zur Seite
Foto: Sebastian Schütte

Nach zwei Semestern Medien-Studium habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, beruflich am Set zu arbeiten - meine Begeisterung für Filme und Serien hat dadurch jedoch nicht abgenommen. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache.

Über Anregungen und Kommentare freue ich mich!