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Missbrauch in Lügde

Lügde - Die Fakten

Die Angeklagten

Andreas V. (56)
Angeklagt wegen:

  1. Sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen und schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in 298 Fällen
  2. Besitzes von Kinderpornos

Andreas V. aus Lügde soll insgesamt 23 Kinder sexuell missbraucht haben - teilweise schwer. In 226 der 298 angeklagten Fälle soll der Dauercamper zehn Kinder zum Sex gezwungen haben. In einem Fall soll er zudem zwei Kinder gezwungen haben, sich gegenseitig zu missbrauchen.
Die Taten soll er im Sommer 1998 und von Anfang 2008 bis Ende 2018 auf dem Campingplatz "Eichwald" in Lügde-Elbrinxen begangen haben.
Darüber hinaus muss sich Andreas V. auch wegen des Besitzes von Kinderpornos verantworten. Bei seiner Festnahme im Dezember 2018 soll er fast 900 entsprechende Pornos besessen haben.

Mario S. (34)
Angeklagt wegen:

  1. Sexuellen Missbrauchs und schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern
  2. Herstellung von Kinderpornos

Mario S. aus Steinheim soll insgesamt 17 Kinder sexuell missbraucht haben - teilweise schwer. Die Staatsanwaltschaft geht von 162 Fällen aus, die im Zeitraum von 1999 bis zum 11. Januar 2019 begangen worden sein sollen. Tatorte sollen der Campingplatz "Eichwald in Lügde-Elbrinen sein sowie Steinheim.
In fünf der angeklagten Fälle soll Mario S. selbst noch jugendlich bzw. heranwachsend gewesen sein. Sämtliche seiner mutmaßlichen Opfer waren minderjährig.
Im Januar 2019 stellten die Beamten bei dem Steinheimer 4.806 Kinderpronos in Form von Fotos und Videos sicher.

Heiko V. (49)
Angeklagt wegen:

  1. Anstiftung zum schweren sexuellen Missbrauch von Kindern in zwei Fällen
  2. Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Kindern in einem Fall
  3. Vornahme sexueller Handlungen vor einem Kind in einem Fall
  4. Besitzes von Kinder- und Jugendpornos

Heiko V. soll mindestens vier Mal bei Webcam-Übertragungen des Dauer-Campers zugesehen haben. Teilweise soll er den Hauptverdächtigen vorher ausdrücklich zum Missbrauch aufgefordert- und das Ganze kommentiert haben.
Während eines Live-Chats soll er außerdem onaniert haben – vor den Augen der anwesenden Kinder. Darüber hinaus haben die Ermittler bei der Festnahme von Heiko V. im Januar fast 43.000 Kinderpornos gefunden.

Warum plötzlich keine 1.000 Taten mehr?

Zur Einordnung: Die Ermittler haben selbst zu Beginn vom Verdacht des tausendfachen Missbrauchs gesprochen. Darum haben wir das so berichtet. Es ist ganz normal, dass sie nur die Fälle anklagen, die sie konkret nachweisen können. Das hat uns der zuständige Oberstaatsanwalt Ralf Vetter gesagt.
Und sie konnten eben nicht alle Verdachtsfälle konkretisieren. Problematisch ist zum Beispiel, dass Kinder sich nicht so genau an Daten und Anzahl der Fälle erinnern können.

Was den Beschuldigten droht

Bei dem hauptverdächtigen Dauercamper aus Lügde-Elbrinxen (56) geht es um schweren sexuellen Missbrauch von Kindern. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft liegt das Strafmaß bei zwei bis maximal 15 Jahren. "Eine Strafe oberhalb von zehn Jahren Haft sei denkbar", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Detmold.

Parlamentarischer Untersuchungssausschuss kommt

Einen Tag vor Start des Prozesses zum massenhaften Kindesmissbrauch in Lügde (26. Juni) hat der Düsseldorfer Landtag einen Untersuchungsausschuss eingesetzt.Ein gemeinsamer Antrag von CDU, FDP, SPD und Grünen wurde am Mittwoch ohne Gegenstimmen angenommen. Auch die AfD stimmte zu.

Der Ausschuss soll das Fehlverhalten auf allen mit dem Missbrauchsfall befassten Ebenen aufklären. Er befasst sich mit drei Komplexen: Polizei und Staatsanwaltschaft, den Jugendämtern sowie dem Umgang der Landesregierung mit dem Fall.

Durch die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses kann das Parlament die Sachverhalte selbstständig untersuchen und prüfen, wo Missstände liegen. Der Ausschuss hat die Möglichkeiten, Akten einzusehen und Zeugen zu vernehmen.