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Sebastian Poullie
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Iran Protest

Snowflake! Internetsperren im Iran umgehen helfen

Protestszene

31. Oktober 2022

  • Die Demonstranten im Iran haben sich auch von den neuesten Drohungen des Regimes nicht einschüchtern lassen.
  • Iranische Sicherheitsbehörden begrenzen die Internetnutzung immer strenger, häufig kommt es zu Blackouts.
  • Die Menschen im Iran versuchen über unterschiedliche Wege wie z.B. „Snowflake“ die Internetsperren zu umgehen.

„Jeden Tag ändert sich so wahnsinnig viel, und wenn unsere Aufmerksamkeit effektiv sein soll, muss sie nachhaltig und verlässlich sein. Wir möchten, dass die Proteste in unserer Welt wahrnehmbar bleiben und unser gemeinsames Hinschauen Teil der internationalen Druckkulisse wird, die sich gerade im Netz formiert.“

Joko Winterscheidt zur Aktion, dass er seinen Instagram-Account an die aus dem Iran geflohene Frauenrechtsaktivistin Azam Jangravi verschenkt hat.

Immer umfassendere Internet-Sperren im Iran

Der Tod der 22-jährigen Iranerin Mahsa Jina Amini in Polizeigewahrsam hat im Iran zu schwersten Protesten geführt. Im ganzen Land gehen immer wieder tausende Demonstranten auf die Straße. Das regierende Mulah-Regime und seine Sicherheitskräfte unterdrücken die Proteste mit Gewalt. Dabei sind nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen bislang über 250 Menschen gestorben und an die 10.000 verhaftet worden. Mit umfassenden Internetsperren versucht das Regime zudem die Kommunikation unter den Demonstranten zu behindern. Plattformen wie WhatsApp, Telegram oder Twitter sind plötzlich im Iran nicht mehr erreichbar, wie das Open Observatory of Network Interferency (OONI) auf seiner Website zeigt (Bei OONi messen Freiwillige auf der ganzen Welt, wo und wann Websites auf einmal gesperrt sind). Das Ziel ist eine „Great Big Firewall of Iran“, die eine nahezu komplette staatliche Kontrolle des Internets ermöglicht.  

Snowflake als Ausweg?

Die beiden Pro-Sieben-Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben letzte Woche ihren persönlichen Weg zur Unterstützung von Iranerinnen vorgestellt: In der Sendung „Joko und Klaas 15 Minuten live“ sagten sie, dass sie ihre Instagram-Accounts zwei iranischen Aktivistinnen schenken würden.

Die Frauenrechtsaktivistin Azam Jangravi und Sarah Ramani von der Bewegung „Voice of the Streets“ haben damit ein Instagram-Forum von rund zwei Millionen Followern übergeben bekommen.

„Eine Möglichkeit für Jedermann“ ist das Snowflake-Netzwerk. Mit dieser Browser-Erweiterung können wir und Menschen auf der ganzen Welt den Usern im Iran helfen, unzensiert aufs Internet zuzugreifen. Die Twitter-Userin @nonxens postete schon im September auf Twitter:

Wie funktioniert Snowflake?

Das kleine Programm "Snowflake" wurde von der der Amerikanerin Serene entwickelt, einer früheren Hackerin, Google-Mitarbeiterin und jetzt aktiven Konzertpianistin. Es ist für Mozilla Firefox und für Google Chrome als kostenlose Erweiterung verfügbar. „Mit Snowflake können sie den Zugang zu freier und offener Kommunikation im Internet mit zensierten Internetbenutzern auf der ganzen Welt teilen. Durch Aktivieren dieser Erweiterung wird ihr Browser zu einem Proxy (Ein Proxy bzw. Proxyserver ist eine Art Zwischenstation im Netz, die die Übertragung von IP-Adresse verhindert, Anm. des Autos), der Tor-Benutzer in zensierten Regionen mit dem Tor-Netzwerk verbindet", heißt es in der Google-Beschreibung zu "Snowflake". "Snowflake" schaltet sich nach der Installation automatisch aktiv und stört uns bei der weiteren Browser-Nutzung nicht. Nutzer aus z.B. dem Iran können aber „durch unsere Snowflake-Erweiterung“ anonym und für das iranische Regime nur mit größten Schwierigkeiten nachvollziehbar im Darknet kommunizieren. Heise-Online hat den Kommunikationsweg von "Snowflake" in einem Hintergrundbericht grafisch aufgearbeitet.

Ist Snowflake gefährlich?

„Für die Freiwilligen, die die Snowflake-Erweiterung in ihren Browsern installieren und ihren Internetzugang als Proxy bereitstellen, ist die Unterstützung nach derzeitigem Kenntnisstand risikofrei", schreibt Ronald Eikenberg bei heise.de. Allerdings kann der "Snowflake"-Zugang auch von Kriminellen genutzt werden und das kann zu Problemen führen. Der Medienrechtsanwalt Christian Solmecke sagte dazu gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Der deutsche Snowflake-Nutzer (…) kann unter Umständen ermittelt werden. In diesem Fall müsste dieser sodann beweisen, dass er nicht der Täter der strafbaren Handlung gewesen ist. Da dies aber in den meisten Fällen für Betroffene kaum möglich sein dürfte, ist die Bereitstellung zwar ehrenhaft, jedoch nicht unproblematisch.“ Netz-Experte Michael Gessat schätzt die Gefahr des Missbrauchs allerdings als gering ein, da „ein Krimineller in Deutschland den Umweg über Snowflake gar nicht bräuchte.“


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